21 Jahre Rhein-Taxi – ein Interview mit Goran Katusic

Der 62-jährige Rhein-Taxi-Chauffeur Goran Katusic fährt seit 1994 Taxi und hat in dieser Zeit einige interessante Menschen getroffen. Als Taxi-Chauffeur ist man manchmal auch Seleetröster oder Hochzeitsretter…

Wie sind Sie zu Rhein-Taxi gekommen?

Seit 1994 war ich als Aushilfsfahrer beschäftigt, da ich hauptberuflich bei der Firma „Auto Becker“ als Automechaniker angestellt war. Als die Firma insolvent ging, arbeitete ich Vollzeit als Taxifahrer bei Hans Becker im Betrieb. Das hätte ich mir auch nie träumen lassen.

Als Rhein-Taxi dann gegründet wurde, entschloss ich mich dazu, Teil der Rhein-Taxi-Familie zu werden. Ich fand die Idee von Rhein-Taxi von Anfang an gut und ich stand voll hinter dem, was auf die Beine gestellt wurde. Rhein-Taxi hatte eingeschlagen wie eine Bombe. Es schien, als hätten die Düsseldorfer nur darauf gewartet, dass es so etwas wie Rhein-Taxi gibt. Bereits in der zweiten Schicht war kein Doppelfunk (Rhein-Taxi nutze zu Beginn den eigenen Funk und den der Taxi Düsseldorf e.G.) mehr nötig, da über Rhein-Taxi so viele Aufträge reinkamen. Herr Becker hatte eine echte Marktlücke entdeckt.

Was macht Ihnen an der Arbeit als Rhein-Taxi Chauffeur am meisten Spaß?

Alles. Aber um es näher einzugrenzen: primär macht mir der Umgang mit den Menschen sehr viel Spaß. Es steigen jeden Tag viele unterschiedliche Charaktere in mein Auto auf die ich mich einstellen muss. Das macht den Beruf sehr spannend, lustig und abwechslungsreich. Zu einigen Stammkunden entwickelt sich auch eine Art Freundschaft.

Auch die vielen Freiheiten, die man hat, machen den Job reizvoll. Ich kann meine Pause legen wie ich möchte und sie verbringen wo ich will. Außerdem macht mir das Autofahren an sich sehr viel Spaß, auch wenn man in Düsseldorf öfter mal im Stau steht.

Auf welchem Halteplatz trifft man Sie und warum dort?

Zu Beginn in den 90er Jahren stand ich oft am HP Bunker an der Heyestrasse. Dort waren sehr viele Einsteiger. Später wechselte ich zum Hauptbahnhof Nord, auch wegen der vielen Einsteiger dort. Ein weiterer Platz war am Hafen und als es dort nicht mehr so gut lief, wechselte ich nach Lörick und Oberkassel. Man muss sich anpassen und nicht stundenlang an ein und demselben Platz stehen bleiben. Einfach öfter mal wechseln.

Welcher ist Ihr Lieblingsort in Düsseldorf und warum?

Die Altstadt gefällt mir sehr, wegen der Geschäfte, Lokalitäten und auch Brauereien. Ich gebe meinen Fahrgästen keine pauschalen Empfehlungen, wenn Sie mich nach einem Ort in Düsseldorf fragen, wo man unbedingt hin sollte. Ich erkundige mich zunächst nach Ihren Interessen und empfehle Ihnen dann den passenden Ort. Dafür bin ich lang genug Taxifahrer und kenne mich in Düsseldorf gut aus.

Wie hat sich Düsseldorf in den letzten 21 Jahren verändert?

Düsseldorf hat sich in den letzten Jahren nur zum Vorteil entwickelt. Dank des ehemaligen Oberbürgermeisters Joachim Erwin. Das Stadtbild hat sich stark positiv verändert, so z.B. die Hansaallee oder Oberkassel. Dort wo früher nur Industrie war, ist jetzt alles und neu bebaut worden. Auch die Wehrhahn Linie oder der Kö-Bogen Tunnel sind solche Beispiele. Den Tausendfüßler abzureißen war eine gute Entscheidung. Die Stadt wirkt insgesamt viel heller und freundlicher und dadurch konnten viele Neubauten entstehen. Auch der Rheinufertunnel war eine gute Entscheidung, obwohl es damals viele Proteste dagegen gab. Doch nur so konnte die Rheinuferpromenade entstehen, die nun alle Düsseldorfer so lieben. Die Umgestaltung des Hafens ist sehr gelungen. Auch wenn man dort nun nicht mehr Angeln kann, so wie früher.

Wohin ging Ihre weiteste Fahrt?

Meine weiteste Fahrt ging nach Bremen. Ein junges Mädchen hatte den Zug zur Hochzeit ihres Bruders verpasst und ich fuhr sie dorthin. Zum Glück konnte am Ziel ihr Vater die knapp 600 Euro für die Fahrt bezahlen. Wir waren halb 11 übrigens da und um 11 begann die Hochzeit.

Eine Situation, die bis heute in Ihrem Gedächtnis geblieben ist?

Ich fuhr eines Nachts einen Piloten, so um die 60 in meinem Auto. Er machte gerade eine sehr schwere Zeit durch und fing im Auto plötzlich an zu weinen. Als ich nachfragte, schüttete er mir sein Herz aus. Am Ziel sah ich, dass ihm das Gespräch sichtlich gut getan hatte. Das sind wir Taxifahrer auch: Seelentröster.

Aber auch hilfsbereit. Eines Tages holte ich eine ältere Dame ab, es war eine sehr kurze Strecke, nur um die Ecke und sie wollte mir 20 Mark dafür geben. Sie sagte zu mir, dass die anderen Fahrer immer mit ihr geschimpft hätten, weil die Strecke so kurz war. Die Strecke kostete nur 6,80 Mark. Ich habe ihr natürlich auf die 20 Mark rausgegeben und sie meinte nur, ich sei der erste Taxifahrer gewesen, der so hilfsbereit war.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Fahrgast?

In meiner ersten Fahrt fuhr ich eine Dame zum Staufenplatz. Sie hatte die Bahn verpasst, es waren nur ein paar 100m und obwohl sie die Bahn einfahren sah, entschied sie sich doch dafür weiter bis zur Rheinterasse im Taxi zu fahren. Das hatte mich sehr gefreut.

Vielen Dank für das interessante Gespräch Herr Katusic!