21 Jahre Rhein-Taxi – ein Interview mit Michael Müller

Michael Müller fährt seit 21 Jahren für Rhein-Taxi als Aushilfe, immer in der Nachtschicht. Ursprünglich um sein Studium zu finanzieren, begann er 1989 Taxi zu fahren. Kein Wunder also, dass er zu Beginn, mit nur 22 Jahren auch öfter gefragt wurde, was er denn studiere.

Wie sind Sie zu Rhein-Taxi gekommen?

Ich war bereits als Aushilfe bei Werner Becker beschäftigt als der Chef mich fragte, ob ich noch länger für ihn fahren wolle. Es gäbe da bald was Neues und wir Fahrer müssten dementsprechend geschult werden. Wenn ich länger bleibe, so mein Chef, würde er mir den Kurs bezahlen. Selbstverständlich blieb ich. Zudem fand ich die Idee von Rhein-Taxi sehr ansprechend. Also besuchte ich eine der ersten Rhein-Taxi Schulungen mit Alfred Piegdon als Schulungsleiter.

Was macht Ihnen an der Arbeit als Rhein-Taxi Chauffeur am meisten Spaß?

Der Nebenjob als Rhein-Taxi-Chauffeur ist ein guter Ausgleich zu meinem Hauptjob Reedereikaufmann. Rhein-Taxi ist für mich quasi „Rock n Roll“. Jede Fahrt ist eine Überraschung, da man nie weiß, was man bekommt. Es macht Spaß, da ich gerne Auto fahre und es hilft mir dabei mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu bleiben.

Auf welchem Halteplatz trifft man Sie und warum dort?

Mich trifft man eigentlich auf keinem speziellen Halteplatz an. Vor Rhein-Taxi war ich hauptsächlich in Unterbilk unterwegs aber das änderte sich mit Rhein-Taxi. Da ich aufgrund des Datenfunks viel mehr in der Stadt unterwegs war und so die Stadt noch besser kennenlernen konnte.

Zu Beginn war ich übrigens mit dem Taxi ca. 300km pro Schicht unterwegs, während es heute um die 200km sind.

Welcher Ort ist Ihr Lieblingsort in Düsseldorf und warum?

Einen speziellen Lieblingsort habe ich nicht aber ich kann es sehr empfehlen nachts über die Oberkasseler Brücke Richtung Altstadt zu fahren. Die Aussicht ist beeindruckend mit den Gebäuden, dem Rheinturm und den Lichtern.

Wie hat sich Düsseldorf in den letzten 21 Jahren verändert?

Es sind viele Baustellen hinzugekommen. Zudem wurde der Medienhafen gebaut, und der Wehrhahn, nun ja, an dem wird immer noch gebaut. Sehr schade ist, dass alte Gebäude aus dem Jugendstil durch Neubauten ersetzt wurden.

Mit welchen Klischees gegenüber Taxifahrern sind Sie schon konfrontiert worden?

In den Anfängen kam selbstverständlich oft die Frage:  „Studieren Sie noch“ oder auch „Was studieren Sie?“. Bei Rhein-Taxi wurde ich allerdings nie direkt mit Klischees konfrontiert. In den Anfängen schauten die Kunden ganz genau, ob der Fahrer einen Umweg fuhr. Mit der Zeit sprach sich die Qualität der Rhein-Taxi-Chauffeure jedoch herum und das Vertrauen in Rhein-Taxi wuchs. Auffällig war, dass sich besonders Frauen nun öfter auf den Beifahrersitz setzten statt auf die Rückbank.

Welche Klischees begegnen Ihnen im Alltag als Taxifahrer?

Die schrägen Vögel sind meist die angenehmsten Menschen, während die Wohlsituierten sich oft gegenüber dem Rhein-Taxi Fahrer profilieren müssen und nach einem 200 Euro Abendessen am Ende um die 15 Euro Taxifahrt feilschen.

Zum Glück kam die Aufforderung „Lass die Uhr aus und wir fahren für 15 Euro“ bald nicht mehr von den Fahrgästen, da sich bald rumsprach, dass Rhein-Taxis nur mit Sitzkontakten fahren.

Eine Situation, die bis heute in Ihrem Gedächtnis geblieben ist?

Vor Rhein Taxi, im Oktober 1989 stand ich am Halteplatz Kirchplatz und eine Frau ging am Halteplatz jedes Taxi ab. Das kam mir schon komisch vor. Bei mir angelangt, fragte sie mich wieviel ich für eine Fahrt nach Bergen aan Zee in Holland nehmen würde. Wir einigten uns auf einen Preis und die Dame verlangte, dass ich sie in einer halben Stunde am Hotel abholen solle, der Sprachfunk sollte ausgeschaltet sein. Ich gab der Zentrale und meinem Kollegen noch Bescheid bevor ich losfuhr und holte die Dame ab. Kurz vor der Grenze wollte sie weiter im Kofferraum befördert werden, woraufhin ich erwiderte, sie könne sich auch einfach auf die Rücksitzbank legen und so tun, als ob sie schlafe. Wir fuhren dann durch die Niederlande zu dem gewünschten Hotel, welches ausgebucht war. Auf der Fahrt zum zweiten Hotel blieben wir fast in einer Sanddüne stecken. Auch dieses Hotel war ausgebucht. Es ging kurzerhand zurück nach Düsseldorf, zum Glück lotste die Dame mich, denn damals gab es keine Navis und die Karte für die Niederlande war leider gerade nicht im Auto. Samstagmorgen waren wir zurück am Hotel. Was diese Fahrt überhaupt sollte, weiß ich bis heute nicht.

Erinnern Sie sich an Ihre erste Fahrt?

Ja, von der Nordstrasse zum Mörsenbroicher Weg.

Vielen Dank für das interessante Gespräch Herr Müller!